Nur in Arbeitshände abzugeben...

Aber warum ?

Mein Zuchtziel ist, gesunde wesensfeste temperamentvolle Golden Retriever mit viel „will to please“ sowie jagdlichen Anlagen zu züchten. Die Welpen sollen sich für Menschen eignen, die die Hunde retrievergerechet beschäftigen, zb : jagdliche Arbeit, Dummyarbeit, Rettungshundestaffel, Mantrailing, Agility usw. Genauso wichtig ist es mir,  entspannte fröhliche Hunde zu züchten, die sich  wunderbar in ihren Familien integrieren können und gemeinsam als Team durch ein gesundes Leben zu gehen. 

Als reiner Familienhund wären sie komplett unterfordert 

Wikipedia beschreibt es hier genau richtig : 

https://de.wikipedia.org/wiki/Golden_Retriever

 


🐾 Golden Retriever – der Goldjunge mit zwei Gesichtern

 

Herkunft & Geschichte – aus Liebe zur Jagd geboren

 

Der Golden Retriever wurde ursprünglich im 19. Jahrhundert in Schottland entwickelt – und nein, nicht, weil die Menschen damals so gern süße Familienhunde streichelten. Vielmehr war er das Produkt gezielter Zuchtbemühungen, um einen robusten, wetterfesten Apportierhund zu schaffen. Wildvögel wurden geschossen – und die Hunde mussten sie möglichst unversehrt über Stock und Stein, durch Wasser und Sumpf zurückbringen.

 

Lord Tweedmouth (ja, der hieß wirklich so!) begann die Zuchtlinie mit einem gelben Wavy-Coated Retriever und einer Tweed-Water-Spaniel-Hündin. Klingt romantisch? Vielleicht. Aber die Wurzeln des Goldies sind klar: Arbeitshund. Jagdhund. Leistungsbereit. Robust.

 

Heute? Liegt er auf rosa Kuscheldecken und wird als Couch-Goldstück vermarktet – doch in seinem genetischen Kern ruht ein temperamentvoller Apportierprofi. Wer das ignoriert, erzieht sich einen gelangweilten, unkontrollierbaren Goldklumpen.

 

Charakter – Sonnenschein mit Service-Mentalität… meistens

 

Golden Retriever sind freundlich, lernfreudig, menschenbezogen – und sie haben diese charmante Fähigkeit, selbst sturste Menschenherzen zu schmelzen. Sie wirken, als würden sie dir freiwillig beim Geschirrspülen helfen – so sehr wollen sie gefallen.

 

Aber Obacht: Die Kehrseite dieser Anhänglichkeit ist emotionale Abhängigkeit. Goldies neigen zum Klammern. Sie hassen Alleinsein. Sie wollen immer gefallen. Und sie können durch permanente Überfreundlichkeit sogar regelrecht aufdringlich werden – wenn man keine gesunden Grenzen setzt.

 

Und wer denkt, der Golden ist ein geduldiger Buddha auf vier Pfoten – irrt: Ist der Goldjunge unterfordert, dreht er auf wie ein Duracell-Hase auf Red Bull. Manche hüpfen, rennen, stehlen Socken, buddeln Gärten um – oder grinsen dich mit deinem eben geklauten Brötchen im Maul an. 

 

Energielevel – mehr als nur ein Spazierhund

 

Golden Retriever sind sportlich, ausdauernd, wasserverrückt – und brauchen mehr als nur einen gemütlichen Spaziergang um den Block. Wer denkt, der Goldie ist ein "perfekter Anfängerhund", weil er so süß ist – begeht oft einen klassischen Denkfehler.

 

Diese Hunde wollen rennen, schwimmen, lernen, schnüffeln. Sie sind intelligent – und das ist kein Bonus, sondern eine Aufgabe. Wer ihren Bewegungs- und Denkdrang ignoriert, wird früher oder später mit problematischem Verhalten konfrontiert. Und das liegt dann nicht am Hund.

 

Golden brauchen:

Dummytraining

Nasenarbeit

Apportierarbeit

Schwimmen

Gehorsam mit Spaß

Beschäftigung mit Hirn

 

Kurz gesagt: Langweile ist Gift für den Golden Retriever.

 

Gesundheit – Zucht, die oft nur nach dem Aussehen fragt

 

Leider sind auch die Goldies nicht von züchterischen Fehlern verschont geblieben. Besonders in der Showlinie wurden die Hunde immer „weicher“, runder, goldiger – aber nicht unbedingt gesünder.

 

Was häufig auftritt:

Hüftdysplasie (HD)

Ellbogendysplasie (ED)

Krebs (insbesondere Lymphome und Hämangiosarkome)

Herzerkrankungen (z. B. Subaortale Stenose)

Allergien und Hautprobleme

Ohrenentzündungen durch Schlappohren & Feuchtigkeit

 

Zudem gibt es durch die Beliebtheit der Rasse auch zahlreiche Vermehrer, die ohne Gesundheitschecks züchten. Wer sich für einen Golden Retriever interessiert, muss kritisch hinterfragen:

 

Wie viele Generationen wurden auf Gesundheit getestet?

Welche Linien wurden verwendet – Show oder Arbeitslinie?

Wurde auf Wesen selektiert oder nur auf Optik?

 

Golden können 10–14 Jahre alt werden – aber nur mit guter Zucht, Pflege, Bewegung und Ernährung.

 

Arbeitslinie vs. Showlinie – zwei Welten

 

Die meisten Menschen wissen nicht, dass es zwei völlig unterschiedliche Typen des Golden Retrievers gibt.

 

Showlinie:

🐾 Schwerer gebaut, rundlicher Kopf, satteres Gold

🐾 Oft ruhiger, gelassener – aber manchmal auch träge

🐾 Neigung zu Übergewicht

🐾 Typisch als Familien- oder Ausstellungshund vermarktet

 Aber auch eine Showlinie benötigt Training. Sie können genauso auf Jagd gehen sowie im Dummy Bereich. Es gibt in der Showlinie je nach Verpaarung auch große Unterschiede. 

 

Arbeitslinie (Field Trial):

Leichter, drahtiger, dunkleres Fell, Extrem leistungsbereit, sehr schnell und ausdauernd, Brauchen echte Arbeit – Dummyarbeit, Jagd, Sport ... Für reine Familienhaltung häufig zu anspruchsvoll

  

Familienhund? Ja – aber nicht für jede Familie

 

Golden Retriever sind ideale Familienhunde – wenn die Familie den Hund ernst nimmt und nicht nur als „kinderfreundliches Accessoire“ betrachtet. Sie sind verspielt, freundlich, geduldig – aber auch nicht aus Gummi.

 

Was viele vergessen: Golden sind groß, schwer und lebendig. Ein junger Retriever im Spielmodus kann ein Kind locker umrempeln. Er meint es nicht böse – aber ein bisschen wie ein lebendiger Flummi.

 

Und: Sie haaren. Viel. Ständig. Du findest Haare auf deinem Teller, in deinem Kaffee, auf deiner schwarzen Hose. Immer. Willkommen in der Welt der Golden.

 

Erziehung – ein Schleimer ist noch kein Selbstläufer

 

Golden sind leicht zu motivieren, aber sie sind keine Maschinen. Ihre „Will to please“-Mentalität führt oft dazu, dass Menschen sie unterschätzen. Dabei gilt auch hier: Konsequenz, Struktur, Bindung.

 

Wichtige Punkte in der Erziehung:

Frühzeitige Impulskontrolle

Klare Regeln, keine Dauerbespaßung

Sozialverhalten mit Artgenossen

Sinnvolle Auslastung

Frustrationstoleranz aufbauen

 

Golden kooperieren gerne – aber sie testen auch gerne mal, wie viel sie sich erlauben können. Und sie sind schlau genug, um Schwächen im System zu finden.

 

Pflege – der Goldstaub im Alltag

 

Ihr Fell ist dicht, wasserabweisend, und je nach Linie sehr unterschiedlich strukturiert. Manche haben glattes, manche welliges Fell – aber alle gemeinsam: Sie haaren. Intensiv. Und sie lieben Wasser.

 

Pflegeaufwand:

Regelmäßiges Bürsten (mind. 2–3× pro Woche)

Kontrolle von Ohren, da feucht = entzündungsanfällig

Pfotenpflege nach langen Touren

Maulhygiene nicht vergessen

 

Ein ungepflegter Golden riecht... nun ja: wie nasser Hund. Aber wenn gepflegt, ist er ein Goldstück – im wahrsten Sinne. 

 

Fazit – nicht golden, aber ehrlich

 

Golden Retriever sind wunderbare Hunde – freundlich, klug, empathisch. Aber sie sind keine Anfängerhunde per se. Ihre Beliebtheit hat zu massiven züchterischen Problemen geführt. Sie brauchen Beschäftigung, klare Führung und liebevolle Konsequenz – nicht bloß Streicheleinheiten.

 

Wenn du bereit bist, ihn als echten Hund zu sehen – mit all seinen Bedürfnissen – dann wirst du im Golden Retriever einen der loyalsten, klügsten und sensibelsten Partner finden.

 

Aber vergiss nie:

Ein Goldie ist kein Plüschtier.

 

Er ist ein Arbeitshund im Familienpelz.

Züchter im DRC/VDH